Capoeira ist nicht nur eine Kampfkunst, sondern ein kulturelles Juwel, das tief in der Geschichte Brasiliens verwurzelt ist. Dieser außergewöhnliche Cocktail aus Tanz, Musik und Kampf hat Menschen auf der ganzen Welt fasziniert. Seine Wurzeln reichen bis zu den afrikanischen Sklaven, die nach Brasilien gebracht wurden. In diesem Artikel werde ich einen aufregenden Tauchgang in die Ursprünge von Capoeira machen, ihre Entwicklung durch die Jahrhunderte nachverfolgen und untersuchen, wie sie zu der Kunstform wurde, die wir heute kennen.

Die Geburtsstunde von Capoeira

Wie Almir de Areias in seinem Buch treffend beschreibt: „Capoeira ist alles. Es ist der Kampf eines Volkes.“ Doch es ist so viel mehr. Ein Ausdruck der Freiheit, ein Tanz, Musik, Verteidigung, Sport, Kultur und Folklore. Capoeira kämpft mit Musik und Poesie für Freiheit und Würde und bestätigt die Identität jedes Einzelnen. 

Die Geschichte der Capoeira beginnt in Afrika. Der Ursprung wird auf den afrikanischen Nicolo Zebratanz zurückgeführt. Die afrikanischen Kulturen, die durch den transatlantischen Sklavenhandel während der Kolonialzeit nach Brasilien gelangten, brachten eine Vielzahl von Traditionen und Riten mit sich. Musik, Tanz und Kampfspiele waren zentrale Bestandteile dieser Kulturen und spielten eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Capoeira.

Diese kulturellen Praktiken vermischten sich mit den indigenen Traditionen Brasiliens und den Einflüssen der portugiesischen Kolonisatoren. Die afrikanischen Sklaven entwickelten Capoeira folglich als Form des Widerstandes und der Selbstverteidigung gegen ihre Unterdrücker.

Capoeira in der Kolonialzeit

Erst seit dem 18. Jahrhundert ist die Existenz der Capoeira belegt. Die Literatur führt die Ursprünge von Capoeira auf eine Vermischung verschiedenster afrikanischer Tänze und Kulte zurück, die in Brasilien, wie bereits o.g. durch die Sklaverei zusammengeführt wurden. Ähnliche Kampfkünste entstanden auch in anderen Regionen, in die afrikanische Sklaven verschleppt wurden, wie etwa der Mani auf Kuba.

Vorläufer der Capoeira waren diverse Kampfspiele und Tänze der afrikanischen und indigenen Kulturen, darunter Batuque, Luna do Bode, Bassula, Kamangula, der bereits erwähnte NiGolo und das indianische Quarupe. Diese Praktiken bildeten das Fundament für die Entwicklung der Capoeira, wie wir sie heute kennen

Mythos

Um die Kämpfe zwischen Sklaven und Sklavenhaltern ranken sich zahlreiche Legenden. Capoeira war ein Mittel zur Bewahrung der Kultur der Sklaven und zum Ausdruck ihres Freiheitsdranges. Da sie keine Waffen besaßen und natürlich auch keine besitzen durften, versuchten sie ihren Körper zu einer Waffe zu schmieden.

Dafür übten sie in Lichtungen, abseits der Aufsicht ihrer Besitzer, wobei die Bewegungen in Tänzen versteckt wurden und denen wilder Tiere ähnelten. Diese Praxis bot nicht nur Schutz und Gemeinschaft, sondern auch einen Weg, ihre tiefsten Gefühle und die Sehnsucht nach Freiheit auszudrücken.

Die Niederländer fielen in Brasilien ein und besetzten von 1624 bis 1630 den Nordosten. Diesen Krieg der Weißen nutzten die Sklaven, um zu fliehen. Darauf folgend entstanden im Urwald Wehrdörfer freier Schwarzer, die sogenannten Quilombos.

So wird gesagt, dass in den Quilombos, Capoeira sich bedeutend weiterentwickelte. Dort wurde sie den Erzählungen nach nicht nur als Form der Verteidigung und des kulturellen Ausdrucks genutzt, sondern auch im Kampf gegen die bewaffneten Sklavenjäger eingesetzt. Diese Zeit markiert eine wichtige Phase in der Entwicklung der Kampfkunst, in der Capoeira zunehmend als Instrument des Widerstands und der Selbstbehauptung gesehen wurde.

Capoeira im städtischen Raum

Mit der fortschreitenden Urbanisierung fand Capoeira ihren Weg in die Städte, insbesondere in die Hafenstädte Rio de Janeiro, Recife und Salvador da Bahia. Dort entwickelte sie sich zu einer Straßenkampftechnik, und Capoeiristas schlossen sich in Banden, den sogenannten Maltas, zusammen. Diese Gruppen beherrschten ganze Straßenviertel und kämpften gegen rivalisierende Banden und die Obrigkeitskräfte.

Verbot und Untergrund

Trotz ihrer Popularität wurde Capoeira häufig unterdrückt. In der Kaiserzeit wurde sie zwar nicht explizit verboten, doch ihre Praktizierenden wurden oft verfolgt und wegen Störung der öffentlichen Ordnung verhaftet.

Die Republik brachte ab 1889 schärfere Gesetze mit sich, wie den Capoeira-Paragrafen, welcher die Ausübung mit einer Verbannung von sechs Monaten bis zu zwei Jahren bestrafte. Capoeira wurde zeitweise in den Untergrund gedrängt und nur noch in Rio de Janeiro, Recife und Salvador da Bahia ausgeübt.

Die Wende kam 1937 mit dem nationalistischen Diktator Getúlio Vargas, der Capoeira als nationalen Sport Brasiliens etablieren wollte, nachdem er von Mestre Bimba und seiner Luta Regional Baiana beeindruckt war. Bimba formte Capoeira durch die Integration von Elementen des Batuque und asiatischer Kampfkünste zu einer modernen Kampfkunst.

Die Wiederbelebung und Formalisierung

Anfang des 20. Jahrhunderts begannen wichtige Persönlichkeiten wie Mestre Bimba und Mestre Pastinha, Capoeira zu formalisieren und zu lehren, was dazu beitrug, das Image von Capoeira als rein kriminelle Aktivität zu ändern. Mestre Bimba gründete die Capoeira Regional, die schneller und strukturierter war, während Mestre Pastinha die Capoeira Angola bewahrte, die sich stärker an den traditionellen Stilen orientierte.

Capoeira in der modernen Welt

Heute ist Capoeira ein Symbol des kulturellen Stolzes und der Identität in Brasilien und hat sich weltweit verbreitet. Es wird als Kampfkunst, Tanzform und Ausdruck der brasilianischen Kultur gelehrt. Capoeira vereint Menschen aller Altersgruppen und Hintergründe und fördert Werte wie Respekt, Gemeinschaft und persönliche Entwicklung. Es ist eine lebendige Tradition, die weiterhin evolviert und sowohl diejenigen, die sie praktizieren, als auch die Gemeinschaften, in denen sie gelehrt wird, bereichert. 

Capoeira manifestiert sich in einer Vielfalt von Praktiken, gelehrt in Vereinen und Schulen, bekannt als „ Asociaçoes “ und „Academias“. Trotz der Bemühungen verschiedener Dachverbände, eine einheitliche Struktur zu etablieren, bleibt Capoeira vielfältig und unkonventionell. Ihre Einzigartigkeit liegt in der Verbindung von Kampf, Spiel und Tanz, unverzichtbar begleitet von der Musik. Die rhythmischen Klänge des Berimbau leiten die Kämpfer an, während die Lieder sie im Kampfgeist stärken. Capoeira wird heute in zwei Hauptformen unterrichtet: Capoeira Regional und Capoeira Angola, wobei sich in jüngerer Zeit eine Annäherung der Stile in der sogenannten Capoeira Contemporânea zeigt. Diese Entwicklung wird von Meistern wie Camisa und João Grande vorangetrieben und zeigt die lebendige Evolution von Capoeira in der modernen Welt.

Abschluss

Die Geschichte der Capoeira ist eine von Widerstand, Anpassung und Triumph. Sie erzählt von der Kraft des menschlichen Geistes und der Fähigkeit der Kultur, zu überleben und zu gedeihen, trotz der schwersten Widrigkeiten. Als Capoeirista trägst du diese Geschichte weiter und lernst nicht nur die Bewegungen, sondern auch die tiefen kulturellen Werte, die sie repräsentiert.

Du möchtest mehr über die verschiedenen Stile im Capoeira erfahren? Dann habe ich hier genau den richtigen Artikel für dich.

Quelle

Almir das Areias (1983). O que é capoeira. Editora Brasiliense, Edicáo 2, Num. págs. 113 páginas. 

SWR Projektgruppe Multimedia (1999). Spiele der Welt. Capoeira in Brasilien. Die Entstehung. Letzter Zugriff am 31.12.2023 unter https://www.planet-schule.de/spielederwelt/spiele/capoeira/entstehung.html#:~:text=Capoeira ist ursprünglich Verteidigung, Selbstbehauptung,ihrer Besitzer, um zu üben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert